Wie lassen sich diversitätssensible und queere Ansätze in der Farbenlehre entwickeln?
Praxismentor: Richard Albertin
Im Rahmen des Forschungspraktikums «Lust auf Farben – Wie lassen sich diversitätssensible und queere Ansätze in der Farbenlehre entwickeln?» haben wir uns während der Unterrichtsvorbereitung selbst untersucht, um Strategien für eine diversitätssensible und queere Farbenlehre zu entwickeln, die auf weitere Unterrichtsprojekte übertragbar sein könnte. Unser Ausgangspunkt war die Kritik an der traditionellen Farbenlehre, die durch eine kanonisierte Hierarchisierung der Farben, normative Bedeutungszuweisungen und die Disziplinierung durch das Mischen im abgegrenzten Quadrat gekennzeichnet ist. Anstelle der oft unhinterfragten klassischen Farbenlehre wollten wir eine Farbenlehre entwerfen, die fluide, kontextabhängig und inklusiv ist.
Unsere Forschung war weniger von eindeutigen Antworten geprägt als vielmehr von einer Vielzahl neuer Fragen. Im Dialog mit unseren eigenen Prämissen und strukturellen Vorstellungen stellten wir grundlegende Überlegungen zur Rolle des erlebnisorientierten Lernens (Lustprinzip), der Differenz und der Repräsentation in der Kunstpädagogik an: Wie viel Struktur braucht ein lustvoller Unterricht? Wer entscheidet, welche Kunstschaffenden im Kanon sichtbar sind? Ist Differenzierung ohne Hierarchisierung möglich? Als Zugang zur Erarbeitung einer «queeren» Farbenlehre spielte dabei insbesondere die Dekonstruktion binärer Farbkonzepte eine zentrale Rolle, da sie das Verständnis von Farben erweitern und starre Kategorisierungen aufbrechen kann. Ebenso betrachteten wir die subversive Hinterfragung tradierter Farbassoziationen als Möglichkeit, Raum für vielfältigere Bedeutungszuschreibungen zu schaffen. Eine offene, inklusive Farbenlehre sollte daher individuelle Wahrnehmungen berücksichtigen, normative Grenzen überschreiten und damit eine diversitätssensible und kontextabhängige Auseinandersetzung mit Farben ermöglichen.
Unsere erarbeiteten offenen Fragen liessen sich zukünftig nicht nur auf die Farbenlehre, sondern auf kunstpädagogische Projekte im Allgemeinen übertragen. Sie ermöglichen, den kunsthistorischen Kanon zu hinterfragen und eine Unterrichtspraxis zu entwickeln, die sich nicht an überholten Prämissen orientiert, sondern sich stets in Aushandlung mit Diversität, Repräsentation und gesellschaftlicher Veränderung befindet.
Das Forschungspraktikum fand im November/ Dezember 2024 an der Berufsmaturitätsschule Zürich im Schulhaus Herostrasse mit Richard Albertin als Praxismentor statt. Der Unterricht wurde mit einer Klasse von Schüler*innen zwischen 16-17 Jahren durchgeführt.





Das Handout zum Forschungspraktikum finden Sie hier: