Fragend begleiten

Praxismentorin: Ursula Bosshard

Unser Forschungspraktikum fand am Wochenende des 23.9. und 24.9.2023, am Propädeutikum der ZHdK im Rahmen einer Wahlveranstaltung als Workshop statt.
In diesen zwei Tagen sind die Studierenden ihren Fragen und Interessen nachgegangen, welche sich aus dem Inhalt von Müllsäcken ergeben haben. In individuellen Beratungsgesprächen haben wir die Studierenden in der Entwicklung ihres Gestaltungsprozesses unterstützt, indem wir ihnen ausschliesslich Fragen zu ihren Projekten gestellt haben, welche dazu dienen sollten, Potenziale und Möglichkeiten zu explorieren und Entscheidungen zu treffen, um die individuellen Gestaltungsprozesse voranzutreiben.
In früheren Praktika hatten wir beobachtet, dass die Lehrperson oft den Gestaltungsprozess unbewusst lenkt, beispielsweise in dem sie Vorschläge macht, Möglichkeiten aufzeigt, Lob und Kritik ausübt oder ihre Meinung und Erfahrung teilt und den Lernenden so vorschnell die Möglichkeit genommen wird, eigene Lösungen zu finden und zu verfolgen. Unsere Absicht war es, möglichst wenig in die Gestaltungsprozesse der Studierenden einzugreifen.
In unserer Forschung wollten wir herausfinden, welchen Herausforderungen und Chancen wir begegnen, wenn wir – in Anlehnung an das theoretische Konzept des systemischen Coachings – nur Fragen als Werkzeug zum Mentorieren verwenden, und welche Auswirkungen diese Form der Begleitung auf unser Verständnis unserer Rolle als Lehrperson hat. 

Während des Workshops haben wir uns abwechselnd und punktuell zurückgezogen, um unsere Selbstbeobachtungen schriftlich festzuhalten. Diese Reflexionen haben wir analysiert und ausgewertet. Zu unseren zentralen Erkenntnissen gehört, dass die Lehrperson in ihrer Rolle durch diese Form der Begleitung insofern herausgefordert wird, als diese von ihr ein Wissen über Systemisches Coaching, die Entwicklung einer spezifischen inneren Haltung und eine Reflexion und Adaption im Umgang mit Verantwortung verlangt.