Wie äussert sich bei differenzierendem Anleiten einer «offenen Aufgabenstellung» Überforderung und was ist der Umgang damit im Unterricht, um dennoch die Zugänglichkeit für einen Grossteil der Lernenden und damit einen chancengerechteren Unterricht zu ermöglichen?
Praxismentorin: Eva Gadient
Ausgegangen sind wir von eigenen Erfahrungen im Kunstunterricht und der positiven Wahrnehmung von offenen Unterrichtssettings aus lernender Perspektive. Das daraus entstandene Bedürfnis und Selbstverständnis in der eigenen Vermittlungsarbeit, Gestaltungsspielräume und Freiheiten im Umgang mit künstlerischen Aufgaben zu bieten, gilt es klassismuskritisch zu hinterfragen.
Offene Fragestellungen bieten individuelle Gestaltungsspielräume, können aber Lernende benachteiligen, die nicht die nötigen Fähigkeiten, Gewohnheiten oder das Selbstvertrauen haben, diese Freiheiten zu nutzen. Sie können Kreativität und Selbstständigkeit fördern, setzen diese aber auch in hohem Masse voraus und wirken so diskriminierend.
Uns interessiert, wie wir offene Aufgabenstellungen im Kunst- und Gestaltungsunterricht so umsetzen können, dass sie chancenreich und möglichst inklusiv sind. Durch unsere Forschung liegt der Fokus auf der Wechselwirkung zwischen der «Offenheit» von Aufgabenstellungen und den individuellen Bedürfnissen der Lernenden, einem differenzierenden Unterricht zum Thema Farbenlehre. Wir möchten analysieren, inwiefern unsere Aufbereitung von offenen Aufgabenstellungen zu Chancengerechtigkeit beiträgt. Das Ziel dabei ist, die Diversität in den Klassen mitzudenken und unterschiedliche Wissensstände sowie Arbeitsweisen der Lernenden zu berücksichtigen, um Überforderung und Frust vorzubeugen. Indem wir uns mit den Herausforderungen und Chancen offener Aufgabenstellungen befassen, hoffen wir einen Beitrag zur Diskussion über diversitätsgerechte, klassismuskritische Lehrmethoden und deren Anwendung im Kunstunterricht zu leisten.
Das Forschungspraktikum fand im November 2024 an der Berufsmaturitätsschule Zürich statt. Der Unterricht wurde mit zwei Klassen ETK 24b und ETK 24c durchgeführt, die die Berufsmaturität nach der beruflichen Grundbildung im Vollzeitbildungsgang Gestaltung und Kunst absolvieren.












Das Handout zum Forschungspraktikum finden Sie hier: