Welches Potenzial haben unsere Handlungsanweisungen zur Erweiterung abstrahierender Vorgehensweisen im Kunstunterricht und in welchem Verhältnis stehen diese zu abstrakter Malerei?
Praxismentor: Vincent Scarth
Wir haben in unserer eigenen Schulzeit die Erfahrung gemacht, dass Abstraktion als stetige Vereinfachung gehandhabt wird. Dabei wird ausgehend von einem naturalistischen Bild über Reduktion eine abstrakte Bildsprache entwickelt. Zum Beispiel ein Apfel wird nach und nach reduziert bis zu einem grünen Kreis. Oder im Dreidimensionalen wird ein Feldstein auf geometrische Flächen vereinfacht. In diesem Prinzip erkennen wir eine fachliche Selbstverständlichkeit, welche den Ausgangspunkt für unser Forschungsprojekt darstellt. Da diese Auffassung für uns nur einen Teilbereich des Abstraktionskonzepts ausmacht, möchten wir die Vermittlung von Abstraktion weiterdenken und überlegen uns, was für uns bei der Thematik alles mitschwingt.
Für das Forschungspraktikum planen wir eine zweiteilige Unterrichtseinheit zum Thema Abstraktion. Eine Werkstatt mit vier Posten bietet den Lernenden die Grundlage, um ins Feld der Abstraktion einzusteigen. Ziel ist es, dass die bereitgestellten Settings beim Malen eine abstrakte Bildsprache erzeugen. Dazu stellen wir die These auf, dass das Manipulieren oder Reduzieren gewisser Parameter im Malprozess zu einer Abstraktion führt.
Anhand von aufgezeichneten Planungsgesprächen, unseren Beobachtungen im Unterricht sowie Interviews mit Lernenden untersuchen wir das Potenzial unserer Settings. In einem rückwärtsgewandten Verfahren starten wir mit der Analyse der Interviews, um anschliessend unsere Erwartungen mit den Erfahrungen der Lernenden vergleichen zu können.
Daraus resultieren Erkenntnisse zur Thematik der Gegenständlichkeit im Bild, zu den Auswirkungen der Settings auf die Malerei, zur Haltung der Lernenden sowie zu sinnlichen Wahrnehmungen und sozialem Raum. Besonders auffällig waren für uns die Aussagen über den Wegfall des Drucks und die neu gewonnenen Erkenntnisse über die Bildresultate. Im Nachhinein wurde uns auch bewusst, wie stark die sinnliche Wahrnehmung der Lernenden beeinflusst bzw. verändert wurde.
Das Forschungspraktikum fand im November 2023 am Gestalterischen Vorkurs in St. Gallen statt. Der Unterricht wurde mit Lernenden des ersten Semesters im Bereich analoge Grundlagen durchgeführt.
Das Handout zum Forschungspraktikum finden Sie hier: