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Auftrag oder eigene Arbeit?

Welche Handlungsspielräume haben Schüler*innen, im Kontext von institutionellen Zwängen ein eigenes Interesse am Arbeitsauftrag zu entwickeln, und welche Rolle spielt dabei die Beziehung zur Lehrperson?

Praxismentorin: Denise Widler

Ausgehend von der fachlichen Selbstverständlichkeit, dass das Unterrichtsfach BG in besonderem Masse auf die intrinsische Motivation der Schüler*innen angewiesen ist, interessieren wir uns für die Frage, welche äusseren Faktoren einen solchen Zustand begünstigen, bzw. erschweren. Das Hauptinteresse liegt dabei auf den konkreten Aneignungsmomenten der Schüler*innen und den Handlungsspielräumen der Lehrpersonen zur Unterstützung dieser Prozesse.
Die Forschung basiert auf einer dreiwöchigen Zusammenarbeit mit zwei Gymnasialklassen zum Thema ‘Körper in Bewegung’. Während des Arbeitsprozesses wurden die Schüler:innen zweimal befragt: Die erste Befragung erfolgte direkt im Unterricht, wobei Schüler*innen kurze Rückmeldungen zu ihren Aneignungsprozessen gaben. Die zweite bestand aus freiwilligen Einzelinterviews, in denen die Rückmeldungen aus der ersten Befragung weiter vertieft wurde.

  1. Dilemma Arbeitsauftrag: Ein zu grosser Rahmen kann als Überforderung wahrgenommen werden, ein zu kleiner Rahmen am Interesse der Schüler*innen vorbeigehen. Den einen richtigen Arbeitsauftrag für alle Schüler*innen einer Klasse gibt es nicht.
  2. Beziehung zur eigenen Arbeit: Aus den Interviews haben sich zwei unterschiedliche Formen von Interessen ergeben: Das dem Arbeitsprozess vorgelagerte Interesse und das Interesse, das durch den Arbeitsprozess selbst entsteht. Ein solches Interesse (eine Beziehung) zur Arbeit aufzubauen, braucht Zeit.
  3. Es braucht Aushandlungsräume: Ist die Lehrperson (die mich bewerten wird) überhaupt in der Lage, meine Entscheidungen als solche zu lesen? Die Arbeitsbesprechungen in der Gruppe haben sich in unseren Interviews als zentraler Moment der Aushandlung dieser Fragen herausgestellt. Und die Aushandlung dieser Frage wiederum als wichtiger Moment bei der Entwicklung eines eigenen Interesses.
  4. Schlussendlich – Interesse ist fragil: Durch die Befragung der Schüler*innen, ob überhaupt ein Interesse an der Arbeit besteht, haben wir einen Raum geschaffen, der dieses Interesse nicht als gegeben annimmt. Diese Anerkennung wurde von den Schüler*innen geschätzt. Der forschende Zugang hat also den Raum bereits massgeblich verändert.

Als zentrale Erkenntnis dieser Forschung wollen wir die Bedeutung der Beziehung zwischen Lehrperson und Schüler*innen bei der Entstehung/Entwicklung von Eigeninteresse im Unterricht hervorheben.

Das Forschungspraktikum fand im November 2023 im Gymnasium am Münsterplatz in Basel statt. Der Unterricht wurde mit zwei Klassen des zweiten Jahres durchgeführt.