Dekonstruktive Methoden im kunstpädagogischen Feld
Das ist «nicht schön» gemacht. Es ist «nicht gut», wenn man das Tier nicht erkennt.
Solche Äusserungen höre ich in einem fachdidaktischen Modul mit angehenden Primarlehrpersonen über ihre eigenen und fremde Arbeiten, aber auch von Schüler:innen und Lehrpersonen aus dem Gymnasium. Sie beziehen sich auf den Anspruch, eine mimetisch korrekte Darstellung herzustellen. Ich entscheide mich, in einem Modul mit den Studierenden nicht – wie sie es erwarten – zu zeichnen, sondern andere bildnerische Verfahren und stärker kunstorientierte Methoden zu erkunden. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus: «Wann zeichnen wir endlich?», fragt eine Studentin nach der zweiten Veranstaltung. «Das geht ja ganz einfach», äussert sich jemand anderes freudig über sein Resultat.
In meinem Beitrag frage ich im Spannungsfeld zwischen dem Einsatz von dekonstruierenden Methoden, die ich mit einem gegenwartsbezogenen Kunstverständnis verbinde, einerseits und tradierten Erwartungen, was im Bildnerischen Gestalten gemacht werden sollte, andererseits nach kunstpädagogischen Selbstverständlichkeiten. Anhand von Materialien aus der Planung, der Umsetzung und der Reflexion eines fachdidaktischen Modulinhaltes wird mir bewusst, wie die Dekonstruktion die verschiedenen Phasen meiner unterrichtlichen Tätigkeit durchdringt. Die Dekonstruktion als Verfahrensweise beinhaltet das kritische Betrachten von Vorhandenem. Dabei können zum Beispiel Gewohnheiten ins Blickfeld gerückt und befragt werden, was wiederum andere Perspektiven eröffnen kann. In dieser Untersuchung führe ich aus, wie Dekonstruktion in der Kunstpädagogik unhinterfragt übernommene Konzepte aufzuweichen und wandelbar zu machen vermag, aber auch Herausforderungen mit sich bringen kann.
Abbildung: Seifenresten nach der Lehrveranstaltung, Fotografie: G. Gerber 2023